Nikolaus Harnoncourt

Musikalische Leitung

In Berlin geboren, verbrachte der österreichische Dirigent seine Kindheit und Jugend in Graz. Schon früh künstlerisch ambitioniert, zog er schließlich das Cellostudium dem Marionettentheater vor, das ihn über Jahre intensiv beschäftigt hatte. Nach der Ausbildung an der Wiener Musikakademie wurde er 1952 Cellist bei den Wiener Symphonikern. Ein Jahr später gründete er gemeinsam mit seiner Frau Alice das Ensemble Concentus Musicus Wien, um seiner immer intensiveren Arbeit mit Originalinstrumenten und der musikalischen Aufführungspraxis von Renaissance- und Barockmusik ein Forum zu geben. Nikolaus Harnoncourt sammelt bis heute historische Instrumente – allerdings ausschließlich, um sie zum Musizieren einzusetzen. Parallel zum Musizieren und Dirigieren entwickelte er in musikphilosophischen Schriften, die im Salzburger Unterricht entstanden, seine Analysen der „Musik als Klangrede“. Bis heute sind diese Texte Standardwerke der historischen Aufführungspraxis. Mit all diesen praktischen und theoretischen Arbeiten gelang es ihm, einen ganzen Kosmos von vergessenen Werken und verschütteten Klangerfahrungen von neuem aufzutun.

Von 1972 an unterrichtete Nikolaus Harnoncourt Aufführungspraxis und historische Instrumentenkunde als Professor am Salzburger Mozarteum. Parallel dazu wuchs sein Erfolg als Operndirigent. Nach seinem Debüt am Theater an der Wien mit Monteverdis Il ritorno d’Ulisse in patria 1971 folgte der inzwischen legendäre Zyklus von Monteverdis Musiktheaterwerken, erarbeitet zusammen mit dem Regisseur Jean-Pierre Ponnelle am Opernhaus Zürich, ein weltweit als sensationeller Durchbruch. Dem schloss sich, ebenso exemplarisch sowie richtungsweisend, am selben Haus und mit Ponnelle als Partner ein Zyklus von Mozart-Opern an.

Sowohl im symphonischen Repertoire als auch im Musiktheater führte Nikolaus Harnoncourts Weg als Dirigent über die Wiener Klassik zum romantischen Repertoire und ins 20. Jahrhundert. Einige Stationen auf diesem Weg waren die Wiener Staatsoper mit einem Mozart-Zyklus, die Salzburger Festspiele mit Monteverdis L’incoronazione di Poppea und Mozarts Le nozze di Figaro, Don Giovanni und La clemenza di Tito. Dazwischen erarbeitete er in Zürich Webers Der Freischütz, Schuberts Des Teufels Lustschloss und Alfonso und Estrella, Offenbachs La belle Hélène, La Périchole und La Grande-Duchesse de Gérolstein oder Verdis Aida.

In der Orchesterarbeit sind es das Concertgebouw-Orkest Amsterdam, das Chamber Orchestra of Europe, die Wiener und die Berliner Philharmoniker, mit denen Nikolaus Harnoncourt das große Repertoire zyklisch immer wieder neu entdeckt anhand der Konzerte und Symphonien von Haydn und Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Schubert, Schumann, Brahms, Dvořák und Bruckner, aber auch Béla Bartók und Alban Berg. Ein zentraler Ort für viele dieser Projekte war und ist die styriarte, die 1985 in Graz, der
Heimatstadt des Dirigenten, gegründet wurde.

Nikolaus Harnoncourt ist dem Theater an der Wien eng verbunden. Er war musikalischer Leiter zahlreicher szenischer Produktionen und prägte damit die künstlerische Linie des Hauses maßgeblich. Es begann 2006 mit Mozarts Lucio Silla, gefolgt von Die Schuldigkeit des ersten Gebots, Haydns Orlando paladino (2007), Strawinskis A Rake’s Progress (2008), Haydns Il mondo della luna (2009), Händels Rodelinda (2011) und zuletzt Beethovens Fidelio (2012). Auch für Konzerte stand Nikolaus Harnoncourt auf dem Dirigentenpult des Theater an der Wien, stets mit den Wiener Philharmonikern, so 2006 für Mozarts Sinfonie Nr. 41, C-Dur, die sogenannte Jupitersinfonie, beim Eröffnungskonzert 2010 mit Lang Lang und 2008 eröffnete er mit Schumanns Das Paradies und die Peri im Großen Saal des Musikvereins wieder mit den Wiener Philharmonikern den Osterklang 2008.

Heute ist Nikolaus Harnoncourt einer der wirklichen Weltstars unter den Dirigenten. Mit Auftritten wie beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker (2001 und 2003) erreicht er ein Millionenpublikum – mit der gleichen Leidenschaft und dem flammenden Ernst, mit denen er überall auf der Welt konsequent vor allem eines ist: Ein wahrer Diener der Kunst.