Der italienische Komponist Tommaso Traetta (1727-1779) zählt zu den großen Reformern der Oper und steht an der Schnittstelle zwischen Barock und Klassik. Nach dem Tod des Herzogs von Parma wirkte er ab 1768 als Hofkapellmeister unter Zarin Katharina II. in St. Petersburg. Auch seine Oper Antigone wurde für den russischen Hof geschrieben und gelangte am 11. November 1772 erstmals zur Aufführung. Mit ihr bettet Traetta den Geist der antiken Tragödie in eine für damalige Verhältnisse progressive Ästhetik ein. Die Titelfigur wird als erstaunlich komplexer Charakter gezeichnet, zudem klingt sowohl in der Komposition als auch im Libretto von Marco Coltellini viel aufklärerisches Gedankengut durch, siegen doch Selbstbestimmung und Vernunft über traditionelle Vorstellungen.

Polyneikes und Eteokles, die Söhne des Ödipus, haben sich im Zweikampf um die Herrschaft von Theben gegenseitig getötet. Ihr Onkel Kreon besteigt den Thron und verfügt, dass nur Eteokles ein Staatsbegräbnis erhält. Indem Ödipus’ Tochter Antigone auch Polyneikes die letzte Ehre erweist, erwirkt sie für sich die Todesstrafe. Doch als sich Kreons Sohn Haimon aus Trauer darüber vermeintlich das Leben nimmt, besinnt sich der König – im Gegensatz zu Sophokles’ Vorgabe. Er erkennt, dass nicht der Zorn der Götter, sondern seine Strenge das Unheil verursacht hat.

Der in Moskau geborene, junge Regisseur Vasily Barkhatov war bereits an allen großen Theatern Russlands tätig und wird mit dieser Produktion sein Debüt in Wien geben. Im Orchestergraben musiziert das Bach Consort Wien unter Attilio Cremonesi.

Opera seria in drei Akten (1782)

Musik von Tommaso Traetta
Libretto von Marco Coltellini

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Premiere: Montag, 30. November 2015, 19:00 Uhr

Musikalische Leitung: Attilio Cremonesi
Inszenierung: Vasily Barkhatov
Ausstattung: Zynovy Margolin
Licht: Franz Tscheck

Mit Viktorija Bakan, Natalia Kawalek, Thomas David Birch, Jake Arditti und Christoph Seidl

Bach Consort Wien

Neuproduktion des Theater an der Wien in der Kammeroper

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